Psychotherapie bei Suchterkrankungen / Abhängigkeit
Von Suchtverhalten/ Abhängigkeit spricht man, wenn von einer Substanz oder einem Verhalten nicht abgelassen werden kann, die Dosis/ Frequenz immer stärker wird, um denselben Effekt zu erzielen (Toleranzentwicklung), der Betroffene sich gedanklich fast ausschließlich mit seinem Suchtverhalten beschäftigt und andere wichtige Dinge im Leben wie z.B. Beruf oder Sozialkontakte vernachlässigt. Schließlich erscheint es unmöglich sich vom Suchtverhalten zu distanzieren, selbst wenn es gesundheitliche oder finanzielle schwere negative Konsequenzen mit sich bringt (Kontrollverlust). Es wird zwischen substanzabhängigen (Alkohol, Nikotin, Medikamente, Drogen) und substanzunabhängigen Süchten (Kauf-, Internet-, Arbeits-, Mager-, Spielsucht, etc.) unterschieden. Im Falle substanzabhängiger Süchte können schwere körperliche Entzugssymptome beim Absetzen eine stationäre Behandlung erfordern. Professionisten sind sich weitgehend einig, dass Abstinenz hier Voraussetzung für die Durchführung einer Psychotherapie ist. Bei substanzunabhängigen Süchten ist das Ziel nicht Abstinenz, sondern das Lernen eines maßvollen Umgangs.
Die Psychotherapie hat die Behandlung der psychischen Abhängigkeit zum Ziel. Grundsätzlich handelt es sich bei einer Sucht wie bei jeder psychischen Störung um ein Emotionsregulationsproblem und sie stellt eine Art Vermeidungsverhalten dar, um unangenehme Gefühle nicht wahrnehmen zu müssen. Es werden in der Verhaltenstherapie nicht nur Gewohnheiten, Sozialkontakte und Tagesstruktur hinterfragt und bearbeitet, sondern auch die Hintergründe, die ursprünglich die Manifestation des Suchtverhaltens begünstigt haben bzw. zu neuerlichen Rückfällen führen können, wie z.B. mangelnde Problemlösungskompetenz, geringe Konfliktfähigkeit oder Komorbiditäten (Ängste, Depression, problematische Persönlichkeitsstile etc.). Dieser lange Weg erfordert das Stecken von vielen Zwischenzielen. Das Endziel ist das Identitätsgefühl einer unabhängigen Person mit Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Herausforderungen des Lebens meistern zu können. Emotionen (auch die unangenehmen) sollen als temporär, aushaltbar und v.a. als wertvolle Signale für eigenen Wünsche und Bedürfnisse angenommen werden können. Das Bewußtsein für die eigenen Stärken und Ressourcen ist geschärft und es besteht die Fähigkeit sich zu entspannen und Unveränderbares loszulassen.
Das Einbeziehen der Angehörigen ist hilfreich, wenn diese ebenfalls unter der Sucht leiden, den Betroffenen zu unterstützen versuchen und so unbeabsichtigt dazu beitragen können, das Suchtverhalten aufrechtzuerhalten (Co-Abhängigkeit).